Ausgangssituation |
Problemanalyse |
Meine Lösung |
Wasserfilter |
Bernd schaut in die Röhre |
Drei Uhr nachts. Seit einer halben Stunde hantiere ich draußen mit ein paar Tauchpumpen und einer kräftigen Jetpumpe. Arrangiere gekonnt Saug- und Druckschläuche und betrachte den Fluss des Wassers. Eine Fontäne steigt aus der Regenrinne in der Einfahrt. Tolle Show. Was soll das werden? Ein nächtliches Fontänenschauspiel?
Nein: Ich drohe mal wieder abzusaufen.
Jedes Mal wenn es heftigen Regen gibt, droht mein Keller voll zu laufen. Der Grund ist: Mein Regenwasser wird nicht in die Kanalisation eingeleitet, sondern muss im Garten versickern. Dazu ist dort ein tiefes Loch voll mit faustgroßen Steinen, in das das Regenrohr hineinragt. Eine primitive Form von Sickergrube.
Aber irgendwas ist da wohl verstopft.
Mein Nachbar hat es nicht besser und daher einen Rohrinspektor kommen lassen, der ihm das Rohr inspiziert und dann freigespült hat. Nachsehen ist eine gute Idee. Daher hab ich ein Kanalinspektionssystem gebaut. Es besteht aus einem SW-Kameramodul von Conrad, einem 25m Spiralschlauch (wohl mal als Leerrohr im Hausbau gedacht) und einer Halogenbirne.
Die komische Form der Holzbrettchen ist nötig, damit die Kamera gut um die Kurven kommt. Da der Spiralschlauch eingerissen war, hab ich ihn jetzt ganz auseinandergerissen, so dass man die Kabel sehen kann. Das braune Kabel liefert die 12V für die Halogenbirne, ein LM7805 macht daraus die Spannung für das Kameramodul. Die weiße Leitung trägt das Videosignal zurück bis zum Cinch-Stecker.
Mit der Kamera hab ich rausgefunden, dass das Rohr selber nicht
verstopft ist. Erstaunt war ich, wie viel Leben in so einem Rohr ist. Die
kleinen Unterweltler könnten gut in einem Horror-Film mitspielen. Man
möchte eigentlich gar nicht so genau wissen, was da unten alles lebt!
Aber am Ende des Rohres sah es merkwürdig aus. Es war einfach eine
feste Schlammwand. Diese ließ sich durch spülen mit dem Gartenschlauch
in keiner Weise beeindrucken.
Also den Rohrreiniger bestellt. Der hat 'ne halbe
Stunde mit Hochdruck auf den Schlamm gehalten, ihn aber auch nur mäßig
weg bekommen. Danach war der
Durchfluss kaum besser.
Erstmal hab ich ein Loch
gegraben, so dass ich an den waagerechten Teil der Rohrleitung komme. Dann ein
Stück herausgesägt, damit ich die Kamera gut reinschieben kann.
Die
Kamera wurde mit einer Art Schaufel versehen.
Vorne in die Schaufel kam jede Menge Abfluß-frei. Das Ganze wurde bis zum 90-Grad Knick geschoben und dann durch drehen des Gerätes abgeworfen. Das hab ich ein paar Mal gemacht, bis jede Menge von dem Zeug am Ende des Rohres auf dem Schlamm lag. Dann eine Kanne Wasser hinterher. Zzzzschhhh!
Ergebnis: Vom
Wasserrohr ist der untere Teil abgeschmolzen und der Schlamm ist ordentlich weggeätzt. Jetzt
kann das Wasser zwar wieder fließen, aber die Verstopfung wird ja wiederkommen.
Eigentlich
gehört über den Steinhaufen ein Dom. Etwa so:
Das Wasser und irgendwelche Blätter, Blütenstaub u.s.w. verteilt sich dann auf eine größere Fläche, wo die Biomasse von Mikroben zersetzt wird. Man kommt jedoch nicht mehr mit dem Bagger in den Garten, um das nachträglich einzubauen. Also muss es anders gehen.
Dazu hab ich in die Wasserleitung einen Sand-, Blätter- und Staubfilter eingebaut.
Damit das Ganze relativ wartungsarm ist, ist es großzügig dimensioniert.
Nach etlichen Tagen wilden Schaufelns wurde ein Betongebilde gegossen, auf das zwei Wochen später ein paar Schachtringe und ein exzentrischer Konus gestapelt wurden
und so ein prima unterirdischer Bunker entstanden ist.
Das Wasser kommt aus dem Zuflussrohr links und läuft in einen Eimer, der mit einem Stein beschwert ist. Hauptsächlich bei beginnendem Regen kommt der ganze Dreck vom Dach an. Damit der möglichst gleich im Eimer landet, hängt ein Folienlappen unter dem Rohr und leitet das Wasser in den Eimer. Steigt es höher, so muss es durch ein Sieb (war mal so was wie ein Pflanzkübel)
und gelangt dann irgendwann in das Abflussrohr zur Sickergrube. Schwere Bestandteile setzen sich auf dem Betonboden ab, leichte Teile schwimmen oben auf und Blätter kommen nicht durch das Sieb. Der meiste Dreck sammelt sich in dem Eimer, der einmal im Jahr hochgezogen und entleert werden muss.
Unter
dem Eimer ist das Gebilde offen. Hier versickert das Wasser, was unterhalb des Abflussrohres
steht. Der Eimer ist etwa bis zur Mitte eingerissen, so dass durch diesen Schlitz das
Wasser ganz langsam raus läuft und der meiste Dreck drin bleibt.
Das 6mm Loch
oben im Abflussrohr dient zu Entlüftung selbigens.
So sieht das dann im Betrieb
aus:
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten hat mein guter Freund
Bernd eine satte Verstopfung im Abflussrohr. Entweder ist da massiv etwas zusammengebrochen,
oder es befindet sich ein Fremdkörper im Abflussrohr, der die ganze Scheiße
aufhält.
Die aussichtsreichsten Kandidaten sind Mörtel-, Fliesenkleber-
oder Putzreste. Um das zu klären braucht man Mr. Kanal-TV. Der will aber dreistellig
Euros für einen Kurzfilm in Schwarz-Weiß!
Da hab ich die Fragmente meiner Kanalkamera zusammengepackt und wir haben locker drauflosgebastelt. Inzwischen besitze ich einen uralten Monitor mit vollgrünem Bild - ideal fürs Kanalfernsehen, da das Auge Grüntöne hervorragend unterscheiden kann, wie man am Hintergrundbild dieser Seite selber testen kann.
Leider sind alle Aufnahmen vom Videobild nahezu unbrauchbar, weil ich meinen Fotoapparat nicht so langsam stellen konnte, dass das Bild streifenfrei wird. In echt sieht das Videobild spitzenmäßig aus!
Das Kameramodul bekommt nun eine neue Halterung, da die alte vergammelt war und ich sie schon vor Jahren entsorgt habe.
Heißkleber und Kabelbinder sind die wesentlichen Verbindungselemente
Das schwarze Loch ist die Kamera, darüber eine nagelneue 12V Halogenbirne. Irgendwie waren wir zu faul, die Kabel durch den Rillschlauch zu legen. Deshalb sind sie einfach draußen drangetüddelt.
Kamera und Monitor sind bereit - fehlt nur noch ordentliches Licht!
Schade, dass ich nur ein 400mA Netzteil mit hatte. Da blieb die Birne duster...
Zum Glück gab es Strom aus der Konserve: Ein 12V Akkuschrauber wurde angezapft. Es werde Licht...
...und es geht doch nix über ein Provisorium.
Da geht's runter:
Unser Ziel ist das waagerechte dunkelbraune
Rohr am Boden.
Das schräge orange Rohr endet übrigens in einem schön bequemen
Keramiksitzplatz. Obwohl eigentlich alle wussten, dass wir draußen im Schacht hocken um
in die Röhre zu gucken, kam dann doch ein satter Schwall lauwarmes...
Irgendwie war ich in dem Moment froh, außerhalb des Schachtes zu sein...
Abgesehen davon konnten wir uns einen tiefen Einblick in das braune Rohr verschaffen.
Gefunden haben wir dann ein fettes Stück hartes Zeugs. Hier mit viel gutem Willen am linken Rand zu erkennen:
Es gibt auch ein ziemlich verstreiftes Video(600K) von dem Kram. Aber die 50Hz TV ließen sich weder mit 15, 30 oder 60 Bildern/Sekunde vernünftig filmen.
Der Brocken musste natürlich raus. Dafür haben wir dieses Mörder-Klumpen-Killer Gerät eingesetzt:
Es handelt sich um ein Installationsrohr an das ein Kuhfuß getaped ist. Damit ließ sich der Brocken nach und nach kleinrappeln. Auch davon ein Video(420K ) Natürlich voller Action, aber völlig ohne Spannung in der Handlung.
Das Ende vom Lied: hinter dem Brocken kamen noch viele andere. Soweit die Kamera reichte...
Da schon wieder Regen - und damit eine Überschwemmung in der
neu errichteten Bar drohte - musste dann doch ein Hochdruckrohrreinigungsgerät
von einem berufsmäßigen Gas-Wasser-Scheisse-Morlock mit 500bar das Rohr blitzblank
spritzen.
Wir werden aber weiter gegen zu viel Flüssigkeit in der Bar kämpfen
- es wird ab jetzt jedoch selten ein Kampf gegen Regenwasser sein...
Kommentieren | Startseite |
Diese Seiten sind darauf optimiert mit möglichst jedem Browser zu funktionieren.
Aber der Seitenquelltext (strg-U) sieht auch interessant aus, zumindest wenn man ihn mit einem Monospace Font in sehr kleiner Schriftgröße betrachtet.