Das Alter macht sich bemerkbar.
Gelegentliche Rückenschmerzen
haben mich so weit getrieben, mich zum Kursus "Rückenschule und Wirbelsäulengymnastik"
anzumelden. Ein voller Erfolg! Zwei Tage nach dem ersten Abend lieg' ich mit 'nem Hexenschuss
flach und mag gar nicht glauben wollen, dass ich daran selber Schuld bin.
Jahrelange
Fehlbelastungen der Wirbelsäule gepaart mit konsequentem Sportverzicht fordern jetzt ihren
Tribut. Hätte es nicht irgendwas weniger offensichtliches sein können?
Nun gut.
So muss sich halt was ändern. Den Sportverzicht aufzugeben fällt natürlich
schwer. Um die Muskulatur des Korpus zu trainieren soll aktives Sitzen helfen. Dazu
gibt es hervorragende Stühle zu kaufen. Freundlicherweise bekam ich dieses Exemplar
für eine Woche von meiner Kursleiterin der Rückenschule zur Verfügung gestellt:
Der Stuhl ist unten rund - und oben beweglich gelagert.
Er bietet ein Sitzgefühl wie auf
einem Gymnastikball, jedoch ohne dessen Nachteile.
Mein Gymnastikball war nach einer einzigen rumliegenden IC-Fassung platt,
rollt beim Aufstehen weg und nimmt Unmengen Platz ein. Außerdem ist er kalt.
Abschreckend an dem Stuhl ist sein Anschaffungspreis.
Wenn man den Stuhl auf das Wesentliche reduziert, ist er eigentlich einfach selbst zu machen. Das Hauptproblem ist die Höhenverstellung mit der Gasdruckfeder. Aber ein Sitzball hat ja auch keine Höhenverstellung. Deshalb kann ich für den Prototypen locker darauf verzichten.
Als Erstes hab ich den Fuß gefertigt. Er ist eine abgeflachte Kugelkappe (Kalotte) mit 60cm Radius der Kugel und 40cm Durchmesser der ebenen Fläche. Dazu hab ich eine Buchenholzscheibe auf eine Siebdruckplattenscheibe geleimt.
Um daraus eine Kalotte
zu machen, muss das Teil mit 60cm Radius an der Fräse vorbei geschwenkt
werden - und drehbar gelagert sein. Eine 10mm Gewindestange erschien mir
prima geeignet, da man damit leicht den Radius verstellen kann.
Das war kompletter Mist. Die Stange ist dermaßen labberig, dass die Holzscheibe dauernd ins Schwingen kommt und ein einigermaßen gleichmäßiges Fräsen nahezu unmöglich ist.
Die stabilere Version ist aus 25mm Vierkantrohr-Resten zusammengebraten. Das ergibt gleich ein ganz anderes Fahrgefühl!
Nach vielen vielen Runden Fräserei ist plötzlich eine schöne Kalotte entstanden:
Das bewährte Vierkantrohr dient dann auch gleich als Stuhlbein. Hier die erste Anprobe:
Nun
muss noch eine Sitzfläche her. Und die muss beweglich auf dem Stuhlbein sein. Und möglichst
immer in die Waagerechte federn.
Da hab ich mir mal ein Metall-Gummielement mit 300Kg Belastbarkeit
von Mädler
gegönnt:
Das Ding ist wirklich prima geeignet!
Als Sitz dient eine Multiplex-Platte aus Buche. Mit ein wenig Farbe sieht das ganze schon recht brauchbar aus.
Und funktioniert auch unter Belastung
und unter stärkerer Belastung
Nach 10 Minuten
war klar, dass der Stuhl großer Mist ist. Viel zu hart für eine
weiche Seele wie mich. Und zu glatt. Ich rutsch
immer langsam nach vorn. Deshalb wurde eine
rutschfeste Polsterung draufgezogen. Drin ist eine recht feste Schaumstoffmatte.
Jetzt ist das Ding ziemlich bequem.
Die Höhenverstellung ist noch etwas mühsam. Ich wollte den Stuhl nun etwas niedriger einstellen. Dazu muss man halt mit der Flex ein Stück aus dem Stuhlbein rausflexen, wieder zusammenbraten und eben schleifen. Einmal kurz überlackieren und schon ist das Ding beispielsweise 5cm niedriger. Da das schon mal 20 Minuten dauert, ist sichergestellt, dass mir nicht dauernd einer die Stuhlhöhe verstellt. Damit ist das Teil für den Rest der Familie nahezu unbrauchbar.
Nahezu!
Trotz
dieser Einschränkung ist das Ding akzeptierter als der fette Sitzball.
Im Moment versuche ich, auf dem Gerät
während der Arbeit zu sitzen. Dass es die Rückenmuskulatur stark trainiert merke ich
daran, dass es anstrengend ist, länger auf dem Einbeiner zu sitzen. Wenn sich das Teil bewährt,
werde ich wohl ein paar
mehr davon bauen...
Der Fräseinrichtung hab ich nun 2 Kugellager spendiert. Das geht schon erheblich besser.
Der Sitz wurde ein wenig größer gemacht und hübsch blau bezogen (siehe unten) - halt näher am Original (siehe oben).
Hier kommt der Vorgang der Höhenverstellung am Beispiel
"Diesen Stuhl 5cm niedriger bitte"
Vorher; Sitz abschrauben; Sägen;
Nochmal Sägen
Heften; Schweißen; Zoom
Nähte wegflexen; Das fetzt; Schön
gefeilt; Lackieren; Schöner als vorher.
Schon fertig...
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Aber der Seitenquelltext (strg-U) sieht auch interessant aus, zumindest wenn man ihn mit einem Monospace Font in sehr kleiner Schriftgröße betrachtet.